Letzten Samstag haben meine Eltern und ich das schöne Wetter
genutzt und sind in den Harz gefahren. Der liegt praktisch um die Ecke meiner
Heimat und so dauerte es auch nicht allzu lange, bis wir Günthersberge
durchfuhren. An diesen Ort habe ich ein paar wirklich scheußliche
Kindheitserinnerungen, da ich dort die wohl schlimmsten Sommerferien meines
Lebens im Ferienlager verbracht habe. Dabei weiß ich nicht, was schlimmer war.
Die Wanderung von Günthersberge zum Hexentanzplatz und zurück, die Kreuzspinne,
die irgendwann unbemerkt (!) auf meiner Wange saß oder das ich meinen Lieblingsohrring
im See dort bei den Fischen verloren habe. Nie wieder.
Auf die Idee nach Stiege zu fahren, hat mich eine
Forenbekanntschaft aus dem Harz gebracht. Sie ist Geocacher und hat schon viele
Lost Places auf diesem Weg erkunden dürfen. Ich finde Geocaching, d.h. die
Suche nach einer kleinen Kapsel um es ganz trivial auszudrücken, wirklich total
interessant, weil man an Orte geführt wird, die man nie zuvor gesehen oder nie auf
eine bestimmte Art und Weise gesehen hat. Sie hat mir auch schon einen neuen
Tipp gegeben, dem ich sicherlich bald nachkommen werde.
Das Albrechtshaus befindet sich auf einer Anhöhe etwas
außerhalb von Stiege und ist von der umliegenden Straße nicht einsehbar. Genau
die richtige Voraussetzung, um einen Ort zu finden, den viele bestimmt nicht
kennen. Am unteren Ende gibt es eine freie Fläche mit Kies, wo man sein Auto
abstellen kann. Zu diesem Zeitpunkt waren wir noch alleine, aber auf unserem
Rückweg kam uns eine ganze Großfamilie inklusive Großeltern und Enkel entgegen!
Vom Schild „Privatgrundstück! Betreten verboten!“ lassen wir
uns nicht abschrecken, schließlich führt nur wenige Meter weiter ein Wanderweg
am Albrechtshaus vorbei nach Stiege. Der Aufstieg ist dank geteerter Straße und
recht flachem Gelände sehr einfach. Nur eine Straßenlaterne scheint den Verfall
überlebt zu haben, alle anderen sind nur noch als Stümpfe im Waldboden
erkennbar. Ein langsam verrottender Zaun zieht sich den Weg entlang nach oben
und versteckt eine kleine Steintreppe, die ins Nichts führt.
Dann tauchen zwischen den Bäumen dunkle Schatten und auf der
anderen Seite der Umriss einer kleinen Kirche auf. Sie ist der eigentliche
Grund, weshalb ich unbedingt hierher kommen wollte. Das Albrechtshaus selbst
war nur ein richtig toller Bonus. Ich habe bereits das große „Vorbild“ dieser
niedlichen Stabkirche in Polen (Kirche Wang) gesehen und war seit jeher einfach
begeistert von dieser schlichten und doch so erhabenen Bauweise.
Natürlich musste ich zuerst zu der Kirche gehen und sie
einmal umrunden. Leider ist sie geschlossen und die Fenster vergittert. Nun,
was heißt leider? Zum Glück, denn alles Glas, was kein Gitter besitzt, wurde
schon teilweise mit Steinen beworfen. Durch das enge Gitter konnte man aber
hinein spähen und einen Teil der bunten Glasfenster und deren Motive erkennen.
Zu gerne wäre ich hinein gegangen, denn Holzbänke und sogar ein Kronleuchter
waren noch vorhanden, aber dick mit Staub und Spinnennetzen bedeckt. Einige
Glasfronten fehlten komplett und ein modriger Geruch schlug uns entgegen,
während wir durch keine 1 cm großen Löcher guckten.
Man könnte sicher einiges aus der kleinen Kirche
herausholen, denn neben uns waren dort auch ein paar Wanderer unterwegs, gingen
dann aber weiter ihres Weges. Andererseits müsste dann immer jemand dort oben
sein und aufpassen, dass nicht noch mehr von gelangweilten Menschen zerstört
wird und vielleicht würde das kleine Hexenhäuschen dadurch seinen Charme
verlieren.
Nur wenige Schritte von der Kirche entfernt erstreckt sich
dann das Albrechtshaus, eine ehemalige Lungenheilstätte. 1894 erbaut und 1993
endgültig geschlossen. Zwischenzeitlich hatten Pläne existiert aus dem
Hauptgebäude ein Wellness-Hotel entstehen zu lassen und man begann bereits mit
den Abrissarbeiten der umliegenden Gebäude, aber seit 2009 ruht das Ganze.
Das Gebäude erscheint schon von außen her riesig, aber das
Innere ist wirklich gigantisch. Lange Flure mit unzähligen kleineren Räumen,
ein großer Speisesaal, Löcher im Fußboden und fehlende Kanalabdeckungen. Nicht
ganz ungefährlich sich das Gebäude näher anzusehen. Schon draußen sollte man
genau darauf achten, wo man hintritt, da es einige offene Metertiefe Löcher und
Räumlichkeiten am Haus selbst gibt. Fast alle Scheiben sind eingeschlagen
worden. Ich erschrecke mich vor einem Stück im Wind flatternden Stoff und rieche
auch hier diesen eigentümlichen modrigen Geruch.
Reifenabdrücke auf dem Fußboden und eine weiße Katze, die uns anstarrt (nicht im Bild). |
Wir sehen uns die unterste Etage an, viel Müll, einige
Graffiti, kein Mensch weit und breit. Nur der Gedanke daran, dass hier mal
Leute gelebt haben, die an Tuberkulose erkrankt waren. Eine doch recht
widerliche Vorstellung und ich hoffe die Erreger kleben nicht noch an den
langsam herabrollenden Tapeten und kahlen Wänden. In die oberen Etagen gehen
wir nicht, dafür einmal außen herum. Am besten gefällt mir, dass an jeder
Frontseite eine Uhr in der Mitte prangt, die mich an die Rathausuhr aus „Zurück
in die Zukunft“ erinnert. Daneben gibt es auch ein Fenster in der Form eines
mehrzackigen Sterns. Beim Herumgehen entdecke ich ein großes Fenster im
Erdgeschoss. Es erinnert mich an die Form von Street Art, bei der Gegenstände
eingehäkelt werden. Ob es so beabsichtigt war oder ob jemand wirklich nur Langeweile hatte, kann ich natürlich nicht beurteilen, aber es sah doch schon interessant aus, da sich jemand die Zeit nahm und wohl auch noch so viel Faden mit sich herum trug.
Von dieser Seite aus hat man einen guten Blick über eine
etwas überwucherte Landschaft. In den oberen Etagen gibt es Terrassen, auf
denen sich die Erkrankten wohl aufgehalten haben. Später lebten hier Herz-Kreislaufpatienten.
Ich bemerke keinen Unterschied zur Luft in der Umgebung oder zur Luft in meinem
Heimatdorf. Später erfahre ich von oben genannter Freundin, dass man noch ein
paar überwucherte Gebäude hätte finden können, wenn man sich etwas vom Haupthaus
entfernt hätte.
Nach unserer kurzen Erkundungstour, ich weiß, wir haben das
volle Potential nicht einmal annährend ausgeschöpft, aber es war auch ziemlich warm
an diesem Tag, fuhren wir in eine kleine Ortschaft, deren Name mir nicht mehr
einfallen will, und gönnten uns dort ein Eis. Natürlich kannte die Inhaberin
des kleinen Cafés meinen Vater. Egal, wohin wir fahren, meinen Vater kennt
immer irgendjemand. Schon witzig. Ich weiß nur noch, dass wir in diesem kleinen
Ort schon vor vielen Jahren einmal waren und uns den Park angesehen hatten. Mein
persönliches Highlight war jedoch der rote Kater der Familie, der dort im
Garten unter einem Baum zusammengerollt schlief. Rote Katzen sind einfach großartig!
Wer noch mehr vom Albrechtshaus sehen will, kann sich dieses Video mit Begehung des Haupthauses ansehen. Das Video ist nicht von mir, aber ich finde nur ein "live" Video kann das richtige Gefühl vermitteln!
Ich liebe solche verlassene Häuser. Das Albrechtshaus würde ich ja gerne mal selbst besichtigen... nachts mit Taschenlampe! *______*
AntwortenLöschenHuhu! ^^
AntwortenLöschenOhhh, solche kleinen Abenteuer finde ich mega spannend! Geocaching will ich auch auf jeden Fall irgendwann mal ausprobieren. Mir gefallen die Bilder auch total, weil die Atmosphäre einfach so schön ist! Ich wäre sehr gerne selbst dort gewesen.
Solche "Ferienlager-Erfahrungen" durfte ich leider auch schon machen. Meine damals beste Freundin hat das Kind zweier Pfadfinder gehütet und die wollten, dass sie ins Pfadfinderlager mitkommt. Da sie nicht alleine hinwollte, bat sie mich, mitzukommen. Es war schrecklich. Das war kein Pfadfinderlager, sondern viel mehr ein Arbeitslager. Die Verpflegung war grausam, die Leiter teilweise sehr unfreundlich und man musste ständig irgendeine blöde Aktion mitmachen. Zu allem Überfluss ist mir mein Schlafsack auch noch vor der Ankunft in einen Fluss gefallen und war klatschnass. Ich war so froh, als es vorbei war...
Freut mich, dass du das mit dem Schreiben auch so siehst! Ich finde es einfach toll, wenn einem Bücher so viel geben. Haha, ich stelle mir gerade vor, wie man im Laden steht und: "Eine Dose Freude bitte", bestellt. ^_~
Ach, es gibt keine blöden Fragen. Ja, es hat mit den Heilkräften der Steine zu tun. Schon als kleines Mädchen habe ich Steine geliebt und mich irgendwann dann auch mit ihren Bedeutungen beschäftigt. Der Unterarm ist ja eine empfindliche Körperstelle, da passte das ganz gut, fand ich. Außerdem gefiel mir das Motiv und für mich sieht die Anordnung der Steine auch ein bisschen nach einem Weg aus (und in der Überschrift hieß es ja auch "Magic on the way"). Und stimmt, kein Stein gleich dem anderen und meistens finde ich es sogar schöner, wenn sie nicht "perfekt" sind.
Sooo, dann mal liebe Grüße,
Iwa
wo genau ist das gebäude ???
AntwortenLöschenWie im Text bereits erwähnt, fand man das Albrechtshaus bei Stiege im Harz (Selketal). Google Maps zeigt den genauen Standpunkt sogar an, wenn man "Albrechtshaus" eingibt. ;)
LöschenLeider ist es im letzten Jahr komplett niedergebrannt und jetzt nur noch eine Ruine.