02 Juni 2011

Review - Nobody knows (Film)

誰も知らない - Dare mo shiranai (2004)
Regiseur: Hirokazu Koreeda



Produktbeschreibung Amazon:

Keiko hat vier Kinder von vier Vätern und lebt in einer kleinen Tokioter Wohnung. Ihrem Vermieter hat sie nur die Existenz des Ältesten, Akira, gestanden. Keines der Kinder geht zur Schule, sie dürfen die Wohnung nicht verlassen und müssen lautlos spielen. Eines Tages verschwindet Keiko und hinterlässt den zwölfjährigen Akira mit wenig Geld und viel Verantwortung. Er kümmert sich rührend um die Geschwister und findet immer neue Auswege, wenn das Geld ausgeht. Doch da geschieht ein Unglück.
ACHTUNG! Kann Spoiler enthalten.

Story:

Der Film beginnt ruhig, aber mit einer erschreckenden Wahrheit. Von vier Geschwistern wird lediglich der älteste Sohn den Nachbarn vorgestellt. Die anderen Kinder werden in Koffern in die Wohnung geschleppt, wo die Mutter die Regeln aufstellt, dass sie leise spielen müssen und nicht aus der Wohnung gehen dürfen. Allein Akira, der Älteste, darf sich frei zwischen den so entstehenden zwei Welten bewegen.
Als Zuschauer erhält man einen Einblick in eine freundliche, wenn auch chaotische Familienidylle, die jedoch nach wenigen Minuten zu platzen scheint. Die Mutter ist immer seltener zu Hause, kümmert sich nur halbherzig um ihre Kinder und versucht ihre Herzen mit Geschenken und kleinen Aufmerksamkeiten zu erweichen.
An einem Abend kommt sie betrunken nach Hause, spricht über die verschiedenen Väter Kinder und ihren Traum einmal Sängerin zu werden. Sie trauert diesem unerfüllten Wunsch nach und man hegt bereits einen ersten Verdacht, dass die Mutter allein dafür alles stehen und liegen lassen würde.

Am nächsten Morgen liegt nur ein Zettel und etwas Geld für Akira bereit, der sich von nun an um seine Geschwister kümmern soll, bis die Mutter von der Arbeit wiederkommt. Aus der Sicht des ältesten Sohnes wird uns nach dem Verlassen der Mutter die Geschichte um die Kinder weiter erzählt.

Akira kümmert sich verantwortungsvoll um seine Geschwister, kauft ein und erledigt die Bezahlung von Miete und Strom. Zur Schule gehen die Kinder alle nicht, denn ihre Mutter hält es für verschwendete Zeit und versucht es ihnen ständig auszureden, indem sie behauptet die Kinder würden gemobbt werden. Ein Hinweis auf ihre eigene Vergangenheit?
Einige Monate später kehrt Keiko wieder heim und bringt als Entschuldigung einige Geschenke für die Kinder mit. Yuki und Shigeru kann sie damit einwickeln, doch sowohl Akira als auch Kyoko wissen, dass etwas nicht stimmt und können sich nicht an ihren Geschenken erfreuen.
Am nächsten Tag packt ihre Mutter bereits wieder ihre Koffer mit dem Versprechen zu Weihnachten, wieder zu Hause zu sein. Keiko geht ein letztes Mal mit Akira essen und verspricht genervt ihrem Sohn, dass sie ihrem neuen Freund bald von ihren Kindern erzählen wird. Die Mutter verlässt ihn in der Tokioter U-Bahn und schwebt fortan als Schatten über der kleinen Familie, die sich weiterhin strikt an die Regeln hält leise zu sein und die Wohnung nicht zu verlassen. Nur Kyoko darf auf den Balkon gehen, um Wäsche zu waschen.
Erneut beginnt eine lange Zeit ohne die Mutter und die beiden ältesten Geschwister Akira und Kyoko beginnen schon jetzt daran zu zweifeln, ob ihre Mutter zu Weihnachten zurückkommen wird. Als Akira das erste Mal am Arbeitsplatz seiner Mutter anruft, wird ihm nur die Auskunft erteilt, dass sie seit einem Monat nicht mehr dort arbeiten würde.

Akira versucht über die Auskunft seine Mutter zu erreichen und bekommt eine Nummer, unter der sich die Stimme seiner Mutter mit „Yamamoto“ statt „Fukushima“ meldet. Akira legt auf.
Da von der Mutter keine Zuwendung mehr zu erwarten ist, verteilt Akira eigenhändig einen Teil seines Haushaltsgeldes und gibt es als Neujahrsgeld von der Mutter aus. Da er selbst nicht richtig schreiben kann, hat er eine fremde Frau gebeten, die Umschläge zu beschriften.
Kyoko fällt später auf, dass ihr Name falsch geschrieben wurde.
Am Geburtstag der jüngsten Yuki unternimmt Akira zum ersten Mal einen Ausflug mit ihr nach draußen auf die Straße. Yuki ist überzeugt davon, dass ihre Mutter heute nach Hause kommen wird. Draußen treffen sie auf die Nachbarn, die glauben, dass Yuki die Tochter einer Bekannten ist. Die Mutter jedoch kommt auch an diesem Tag nicht zu den Kindern zurück.

Akira beginnt sich immer weiter von seinen Geschwistern abzunabeln, verbringt viel Zeit draußen und findet Freunde, die ihn jedoch nur des Geldes wegen ausnutzen. Als er sich genierte etwas aus dem Supermarkt zu stehlen, zerbricht die Freundschaft. Akira jedoch versucht es noch einmal und wartet vor der Schule auf die Jungen, die seine Einladung jedoch ablehnen und mit einem anderen über Akira und den verwahrlosten Zustand der Wohnung lästern.
Da Akira sein Geld für Videospiele und Süßigkeiten ausgegeben hat, bezahlt er die Miete nicht mehr und auf dem Weg nach Hause sieht er vor der Wohnungstür einen Mann, dem die anderen Kinder nicht öffnen. Nur wenige Wochen später wird ihnen Strom, Gas und Wasser abgestellt.

Aufgrund des Geldmangels versucht Akira einen Aushilfsjob bei einem Supermarkt anzunehmen, doch ihm wird nur geraten zur Polizei oder dem Sozialamt zu gehen, was Akira ablehnt. Er hat Angst von seinen Geschwistern getrennt zu werden und er meint, dass ihm genau das schon einmal passiert ist. Auch als die Kassiererin des Supermarkts später noch einmal auf seine Mutter zu sprechen kommt, lügt Akira sie nur an.
Aktive Hilfe erhalten sie nicht, was den Zuschauer im ersten Augenblick nicht weiter stört, innerlich aber doch ein ungewöhnliches Gefühl erweckt. Wieso verwundert es keinen Erwachsenen, dass ein Junge alleine einkaufen geht und Geldsorgen hegt?
Um einem verfrühten finanziellen Ruin zu entgehen, gibt Kyoko ihr Neujahrsgeld Akira, obwohl sie sich dafür eigentlich ein richtiges Klavier ersparen wollte. Daraufhin gehen die vier zum ersten Mal seit dem Einzug in die Wohnung gemeinsam hinaus auf die Straße und entdecken ihre neue Freiheit. Sie kaufen zusammen ein und sammeln Blumensamen, um ihn zu Hause auf dem Balkon auszusäen.

Ohne Strom, Gas und Wasser müssen die Kinder in den Park ausweichen. Dort benutzen sie die öffentliche Toilette, holen Wasser in Kanistern und waschen sich und die Wäsche. Eines Nachmittags beginnt Shigeru ein Gespräch mit einem Mädchen, das auch Akira schon ein paar Mal getroffen hat. Zusammen mit seinen Geschwistern bringt er Saki in die Wohnung, die schnell beginnt zu verstehen. Sie selbst stammt aus guten Verhältnissen und versucht Akira und den anderen zu helfen.
Saki geht an einem Abend mit einem älteren Mann in die Karaoke Bar, doch Akira lehnt das Geld ab, dass sie ihm geben will, und rennt davon. Lieber steht er am Hinterausgang des Supermarktes und holt sich verfallene Lebensmittel ab, von denen sich die Geschwister nun noch ernähren. Der moralische Verfall wird zusammen mit dem Zustand der Wohnung immer deutlicher.
Auch die Vermieterin erscheint, greift aber, wie alle anderen Erwachsenen, nicht in das Geschehen ein. Als Zuschauer ist dies einer der Momente, an dem man am liebsten in den Film greifen und der Frau an die Schultern packen würde, aber man scheint selbst wie gelähmt von der Handlung zu sein.

Die Kinder zerstreiten sich immer mehr, denn Akira will für sie sorgen und Shigeru will sich abnabeln und mit anderen Kindern spielen. Er ist wütend, als Yuki meint zur Toilette zu müssen, obwohl sie gerade im Park waren, und will die Kleider der Mutter verkaufen, die Kyoko verteidigt und sich mit ihnen im Schrank versteckt, wo sie tagelang im Dunkeln hockt.
Akira spricht nun endlich vor den anderen laut aus, was er schon lange denkt: Die Mutter hat sie im Stich gelassen. Diese Annahme wird vor allem dann deutlich, wenn Akira nach einem schönen Baseballspiel Hilfe suchend in der Telefonzelle steht und das letzte Kleingeld in den Münzschlitz wirft, während er wartet, dass die Mutter abhebt. Umsonst.

Yuki hatte einen tödlichen Unfall.


Fazit:

Angenehme Musik zu idyllischen Bildern der Geschwister lässt vergessen, wie grausam und hart die Realität ist, in der sie leben. Im nächsten Moment wird man aber wieder erbarmungslos in diese Realität gestoßen, wenn die Wohnung unter Müll erstickt und sie Wasser im Park in Kanister abfüllen
Und diese Realität ist nicht unbedingt nur Fiktion. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit aus den 80er Jahren, die natürlich filmisch etwas abgespeckt und verschönt wurde. Dennoch gibt es auch heute noch Hunderte von Kindern in Tokyo, die in solchen Verhältnissen leben.

 Den ganzen Film über hatte ich eine Art Kloß im Hals und wirklich überlegt, nicht einfach umzuschalten, weil gerade sehr gefühlvolle Menschen der Inhalt erschlagen könnte. Ich habe ihn mir nun schon drei Mal angesehen und er ist jedes Mal aufs Neue ergreifend und regt einem immer wieder zum Nachdenken an. Man fragt sich die ganze Zeit, warum kein Erwachsener eingreift, obwohl jeder die Möglichkeit dazu hätte und warum die Gesellschaft so ignorant ist. Man fragt sich, ob man selbst mit so geschlossenen Augen durch die Welt geht.

Man entdeckt aber auch viele neue Bilder und Zusammenhänge. Die Schokoladenkugeln, die sich Yuki am Anfang wünscht und deren letzte sie isst, wenn sie zum Bahnhof gehen und auf die Mutter warten, die Pflanzensamen, die sie einsammeln und zuhause einpflanzen, der vom Balkon fallende Blumentopf und Yukis Schicksal oder das Versprechen Yuki den Flughafen zu zeigen, das am Ende wahr wird.

Ein Film, der mit wenigen Worten und vielen gestalterischen Mitteln zu überzeugen versucht. Für einen entspannten Abend mit Freunden ist dieser Film nicht geeignet. Man sollte sich auf viel Kopfarbeit einstellen und auch eigenen Interpretationen der Bilder nicht abgeneigt sein, um diesen Film wirklich genießen zu können. Es werden über 141 Minuten nur wenige Dialoge gehalten und zumindest in der Fernsehversion waren Schriftstücke nicht in Untertiteln übersetzt worden. Wem das zu anstrengend ist, der sollte sich vielleicht einen weniger anspruchsvollen Film aus dem Regal ziehen.

4 Kommentare:

  1. Hey dutz!
    Jaa ich hoffe auch das alles glatt geht. So schlimm nach Leipzig oo? Ich hab nur Angst wegen der Klimaanlagen XD

    Nach Berlin hab ich heute auch schon Bestätigung, mein Dad fährt mich *~* wenn alles dann klappt, seh ich ihn 2 x , wahhhh...//fangirlie//

    Den Trailer von dem Film den du hier reviews hab ich auch schonmal gesehen, fand ich auch sehr interessant muss ich sagen ^^

    Hab deinen Beitrag empfohlen, sehr gut geschrieben :)

    Schönen Feiertag noch!

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  2. Der Film klingt echt heftig, ich glaube den könnte ich mir gar nicht so ohne weiteres ansehen...
    Wirklich hart, besonders weil es so ähnliche Situationen auch in Masse gibt, da wird mir immer ganz anders.
    Und gerade wenn ich sehe, dass die Menschen um sie das alles ignorieren, obwohl es so deutliche Zeichen gibt. Das ist echt das Allerletzte, aber so funktioniert unsere Welt leider...

    und zu deinem kommi:
    Das in der Firma war im Prinzip schon so, seit ich dort zu arbeiten angefangen habe.
    War heute wieder in der Arbeitsstiftung, über die ich angemeldet bin und ich hoffe echt, dass die zumindest einmal etwas bewirken können...

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  3. Ich liebe den Film QxQ Er ist so wunderschön und traurig zugleich. Ich habe ihn mir mal bei einer Freundin angeschaut. Und jetzt will ich ihn mir unbedingt nochma holen.
    Vielen Dank füas Kommi <3 Ich hoffe, ich finde noch weitere solcher Ketten. Ich hoffe, mein Bodyline-Rock kommt bald ^__^~ Mit supersüßen Eiscremeprint <3

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  4. Die Schlange war7ist ca. 50-60cm lang ^^

    Ich find die Gottesanbeterin recht interessant, noch nicht wirklich toll, aber interessant. so fings bei mir auch bei den Vogelspinnen an, erst war ich skeptisch ob ich neben so einem Tier schlafen will (früher standen sie im Schlafzimmer). Mittlerweile liebe ich sie *-* Hausspinnen find ich eklig, aber alles was größer ist - sehr geniale Tiere!

    Ich kenn die Reaktionen schon auf so ein Statement "Ieehhh! EKLIG! BÄH!" ^^ kann also mit allem leben XDD Jedem das Seine :)

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