30 Mai 2011

DGNW - ICH

 
Etwas spät, aber ich wollte gerne auch noch meinen Senf zum aktuellen DGNW Thema abgeben. Besucht doch Trauerweides Blog, wenn ihr auch teilnehmen möchtet!
ICH - Drei Buchstaben, doch diese können so unterschiedlich sein. Hinter jedem "Ich" ist jemand anderes und letztendlich sind wir doch ein Großprojekt, das nie vollendet ist, aber selten im Mittelpunkt steht.
Wer bin ich und noch viel wichtiger, was mache ich überhaupt hier?
Diese Frage hat sich bestimmt schon einmal jeder gestellt, aber ist das denn nötig? Sollten wir uns nicht selbst fragen: Was stellen wir mit der vielen Zeit (sinnvoll) an?

Wonach streben wir, wenn nicht danach das zu erreichen, was uns glücklich macht und uns das Gefühl gibt, ein wunderbares Leben zu führen? Was wir dafür tun müssen ist schnell gesagt, aber kann nur mit Mühe verwirklicht werden: Arbeiten.

Nicht für jemanden, die Gesellschaft oder unsere Eltern, die uns damit in den Ohren hängen, das wir Arzt werden sollen oder einen Millionär heiraten müssen, damit es uns auch wirklich gut geht. Wir müssen an uns selbst arbeiten und immer wieder aufstehen, wenn wir über die riesigen Felsgebirge stolpern, die sich ständig in unseren Weg stellen. Vielen Menschen gelingt es nicht oder nur schwerlich. Ich gehöre selbst dazu.
Selbst bei kleinsten Hindernissen neige ich dazu aufzugeben und mich in eine Ecke zu verkrümeln, nur um mich im Selbstmitleid zu ertränken. Aber ich habe da auch diese andere Seite an mir, die beharrlich wieder ans Werk gehen will und nach Perfektion strebt. Etwas das ich nicht kann? Das werden wir ja sehen!
Meistens endet es dann damit, dass ich wirklich schlecht gelaunt an etwas hocke, was mir einfach nicht gelingen will oder es dann erst schaffe, wenn ich schon mehrmals einem Nervenzusammenbruch nahe war (übertrieben gesagt!). Manchmal schmeiß ich aber auch alles hin, wenn es wirklich nicht klappen will und selten kommt es auch vor, dass ich gar nicht mehr versuche etwas auszuprobieren, weil ich mir denke „Das kannst du sowieso nicht“. Ich hasse diese Gedanken, aber ich kann sie nicht verhindern. Daran muss ich definitiv arbeiten.

Aber warum arbeiten wir denn an unseren schlechten Seiten? Weil wir unsere Fehler vertuschen müssen? Damit wir uns gut fühlen, wie wir sind? Damit wir „richtig“ sind? Wir stellen uns in der Öffentlichkeit doch sowieso NIE so dar, wie wir in Wirklichkeit sind. Wir sind viele.
Viele Persönlichkeiten in einem einzigen Menschen, von denen wir selbst wohl nicht einmal wissen. Wir öffnen uns nur engen Freunden und halten uns automatisch bei Fremden zurück. Schämen wir uns, wir selbst zu sein oder wollen wir nicht jedem Einblick in unser Ich gewähren? Was ist überhaupt dieses Ich? Wer bin Ich? Und muss ich unbedingt jemand sein wollen?
Ohne jemand sein zu wollen, kann wohl niemand ein Ich entwickeln. Wir wollen als Babies das können, was unsere Eltern uns vormachen, wir kopieren sie und genau das tun wir unser ganzes Leben lang. Wir treffen jemanden oder sehen etwas von jemandem, das wir nur zu gerne imitieren möchten oder das uns zu kreativen Höhenflügen inspiriert. Wir brauchen die Gesellschaft um eine Persönlichkeit zu entwickeln, egal ob wir damit berühmt werden oder nicht. Warum muss man auch berühmt sein?

Man sollte immer seinen eigenen Zielen folgen und ein Ziel zu haben, das „Berühmt sein“ lautet, ist ein sehr schlechtes Vorhaben. Wenn es sich nebenher ergibt ist es ein wunderbares Dankeschön der Welt an die eigene Person, aber sich selbst unter Druck zu setzen um der undankbaren Gemeinschaft der Erde zu beweisen, dass man jemand ist?
Sind wir nicht alle „Jemande“? Das ist etwas, was ich auch oft vergesse. Ich bin jemand. Ich bin ein Individuum und jemanden wie mich gibt es nur einmal. Jemanden, der meine DNA besitzt, meine Gedanken, meine Eigenschaften, einfach alles 1:1, den gibt es nicht. Es gibt nur mich und die Menschen, die mich als etwas Besonderes sehen. Ich muss nicht berühmt sein. Ich hinterlasse meine Abdrücke in jedem Leben, das mich eine Weile begleitet hat.
Und genauso ist es auch für mich. Jeder, der einmal mit mir Zeit verbracht hat oder dem ich meine Zeit gewidmet habe, hat mich beeinflusst. Egal ob positiv oder negativ. Und weil das so ist, entwickeln wir uns ein Leben lang weiter. Wir selektieren, was wir uns annehmen wollen und ignorieren alles andere. So funktioniert es mit vielem im Leben und genau deshalb sind wir einzigartig. Wir interessieren uns heute für dies und denken morgen ganz anderes über jenes. Wir bilden uns eine eigene Meinung, lassen uns belehren, revidieren unsere Meinung oder vertiefen sie mit Fakten.

Es gibt nichts Schlimmeres als Menschen zu treffen, die behaupten man würde sich nicht weiterentwickeln oder immer dieser Spruch „Du hast dich nicht verändert“.
Wir verändern uns alle, jeden Tag. Äußerlich mag man das kaum bemerken, vielleicht nach einigen Wochen, in denen die Haarfarbe wieder ausgewaschen oder ausgewachsen, eine Wunde verheilt ist oder man ein paar Kilogramm abgenommen hat. Aber selbst das passiert über Tage hinweg. Wir sind nie dieselben, die wir am Morgen noch waren. Ein permanentes Bauprojekt, wie es im Thema beschrieben steht.
Menschen die behaupten man hätte sich nie geändert, die kennen uns nicht. Das sind nicht unsere engen Freunde, das sind nur die Menschen, denen wir unsere „Öffentlichkeitspersönlichkeit“ gezeigt haben, nicht aber unser „Familien-Ich“ oder unser „Freunde-Ich“. Aber was ist denn unser wirkliches Ich? Unser reines Ich?
Ich glaube, das wird niemand kennen, nur wir allein. Ich glaube mein wahres Ich ist das Ich, das in meinem Kopf wohnt, mit mir selber spricht, meine Gedanken und meine Gefühle, die ich nie mit anderen teile und ich wette, dass jeder Mensch solche Gedanken und Gefühle hat, die er niemandem auf der Welt zeigt.

1 Kommentar:

  1. Oje, der Text hört sich richtig physiologisch an. ^^'
    War aber auch interessant das zu lesen! ^^

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