12 Mai 2013

Der Kellerschatz

Ich habe beim heimatlichen Besuch meiner Mutter geholfen den Keller zu entrümpeln und dann fiel mir eine alte Papprolle in die Hand. Neugierig, wie ich nun einmal bin, wischte ich den Staub und Dreck von der Pappe und entdeckte ein Feld für eine Anschrift, über dem „Feldpost“ stand.
Da ich mich auch für Geschichte interessiere und nur sehr wenig über meine Vorfahren weiß, habe ich die Rolle eingepackt und mit nach oben in die Wohnung genommen.



Sollte jemand die Adresse entziffern können, so gebe ich gleich Entwarnung. Meine Familie wohnt schon seit Generationen nicht mehr dort.


Bei dem Inhalt der Pappröhre handelt es sich um ein Gedenkblatt. Was das genau heißt, können wir uns wohl denken? Ich fragte mich nur, wer dieser Mann war, der da gestorben ist.


Beim Herausziehen musste ich sehr vorsichtig sein, da die Rolle schon porös war und mir einige Pappfetzen entgegen kamen. Auch die Rolle selbst ist schon extrem mitgenommen, bei ihrem Alter aber wohl auch kein Wunder.


Hier haben wir das gute Stück. Die dunklen Krümel sind alle Teile der Papprolle. Das Gedenkblatt selbst war schon immer so zerissen, wie meine Mutter mir sagte. Zumindest solange, wie sie es kannte.


Rollen wir es mal vorsichtig aus.


Gestorben 1916. Das Blatt ist somit fast 100 Jahre alt! Der gefallene Soldat ist übrigens mein Ururgroßvater.


Meine Mutter erklärte mir, dass man sein Grab in Frankreich besuchen könnte. Irgendwie gefiel mir die Idee, da die anderen im Krieg gefallenen Verwandten bis heute nicht gefunden wurden, was ich persönlich ganz gruselig finde.


Das Blatt an sich schreit natürlich nach Propaganda und ich würde es kaum als Trost empfinden, aber vielleicht waren die Menschen früher wirklich stolz darauf für ihr "Vaterland" gestorben zu sein. Gibt es ja heute in verschiedensten Formen immer noch. Stolz zu sein für etwas gestorben zu sein.


Es ist seltsam zu wissen, dass ein Vorfahre in einem Krieg gestorben ist, von dem man sonst nur in den Geschichtsbüchern lesen konnte und der "so lange her" ist und mit dem man selbst "doch nichts zu tun hat".

2 Kommentare:

  1. Wow! Das ist wirklich ein Kellerschatz. Ich kann's dir gut nachfühlen, wie seltsam das ist, auch in meiner Familie gab es einen, der im 2. Weltkrieg gefallen ist, den Totenzettel habe ich mal gesehen, da stand was vom "feindlichen Kugel getroffen". Wirkt schon surreal.

    Meine Großeltern sind übrigens Jahrgang 1916 gewesen. Ich kann mir nicht vorstellen, was sie für ein Leben gehabt haben. Ich hätte sie gern noch so vieles über früher gefragt. Immerhin habe ich noch ein paar unwichtige Dokumente vor dem Müll gerettet, mich fasziniert es einfach solche Daten wie 12.X.1942 auf dem Blatt zu sehen und wie die amtlichen Briefe gestaltet wurden. Und dazu noch Briefmarken mit dem Konterfei Hitlers... o_o

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    1. Ich habe auch irgendwo Postkarten aus Afrika gefunden, wo irgendwer gedient hat. Vielleicht finde ich die eine oder andere noch wieder. :)
      Solche Ausflüge in die familiäre Vergangenheit finde ich einfach zu spannend.

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